CO2-Abscheidung aus der Luft: Helmholtz-Gemeinschaft bündelt Expertise

Jülich, 8. Juni 2022 – Die 6. Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC macht es nochmals deutlich: Die Klimaziele von Paris können nur unter Einbezug von „Negativ Emissions-Pfaden“ erreicht werden. Das bedeutet, dass der Atmosphäre Kohlendioxid (CO2) entzogen und langfristig gespeichert werden muss. Unter Berücksichtigung der ambitionierten Treibhausgasminderungsziele des deutschen Klimaschutzgesetz hat die letzte Energiesystemanalyse des IEK-3 gezeigt, dass Abscheiden und Speichern von CO2 aus der Luft (Direct Air Capture and Storage - DACS) in den späten 30ern dieses Jahrhunderts einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Treibhausgasneutralität in Deutschland leisten wird. DACS stellt also eine wichtige technische Lösung im frühen Entwicklungsstadium in Ergänzung zu natürlichen CO2 Senken dar. Welche Methoden hier aus technologischer, ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Sicht die besten Chancen haben, wird in dem neuen Projekt „DACStorE“ untersucht, das vom Jülicher Institut für Techno-ökonomische Systemanalyse von Prof. Detlef Stolten und Dr. Freia Harzendorf koordiniert wird. Ausgehend von einer umfassenden Systemanalyse werden Materialien, Analgendesigns und Betriebsbedingungen erforscht und an Demonstratoren überprüft. Ziel ist die Technologieforschung und Erarbeitung einer Roadmap als Empfehlung für einen nachhaltigen Markthochlauf von „Direct Air Capture and Storage“. Weitere geförderte Partner sind das Helmholtz-Zentrum Hereon, das Karlsruher Institut für Technologie, das Helmholtz-Zentrum Berlin, das Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches Geoforschungszentrum sowie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und die Technische Universität Berlin. Das Projekt mit einem Budget von 10 Millionen Euro ist auf fünf Jahre angelegt.

Die beteiligten Wissenschaftler:innen werden im Rahmen von „DACStorE“ („A Comprehensive Approach to Harnessing the Innovation Potential of Direct Air Capture and Storage for Reaching CO2-Neutrality“) drei technische Ansätze zur CO2-Abscheidung in einem Open Technology Approach erforschen, vergleichen und bis zum Prototypen weiterentwickeln. Dabei liegt großes Augenmerk auf der Reduktion der Energiebedarfe und der Scale-up Möglichkeiten, indem geeignete Materialien, Designs und Betriebskonzepte entwickelt und getestet werden. Auch werden Anforderungen, die eine industrielle Fertigung in großem Maßstab stellt, bereits in der frühen Entwicklungsphase adressiert.

CO2-Abscheidung aus der Luft: Helmholtz-Gemeinschaft bündelt Expertise

Neben den technischen Eigenschaften werden die ökonomischen und ökologischen Aspekte der Technologien, ihre mögliche Akzeptanz in der Gesellschaft sowie rechtliche Rahmenbedingungen untersucht. Ziel ist es, die Technologieoptionen und Betriebsbedingungen für verschiedene Standorte zu ermitteln. Darüber hinaus soll den Technologieentwickler:innen in einer frühen Phase der Entwicklung wichtige Anforderungen aufgezeigt werden, um eine erfolgreiche Markteinführung und einen erfolgreichen Markthochlauf zu ermöglichen.

Der Austausch mit den Stakeholdern, die den nachhaltigen Markthochlauf letztlich umsetzen können, hat neben der Forschung einen hohen Stellenwert zur Erreichung der Ziele von DACStorE. Folgerichtig wird der „DACStorE-Transformation Hub“ als zentrale Anlaufstelle für Beratung und Co-Creation für das Thema DACS in Deutschland im Rahmen des Projektes etabliert. Namenhafte Industrieunternehmen und weitere relevante Stakeholder haben bereits bei Antragstellung großes Interesse an der Partizipation bekundet.

An der neu gegründeten „Helmholtz Research School for Negative Emission Technologies“ werden die jungen Wissenschaftler:innen durch eine Mischung von exzellenter Lehre, überfachlicher Kollaboration und Praxiseinblicken ausgezeichnet auf die interdisziplinären Fragestellungen im Spannungsfeld der Negativemissionstechnologien vorbereitet. Somit stehen Talente zur Umsetzung des Hochlaufs der DACS Technologie bereit.

Institut für Energie und Klimaforschung, Techno-ökonomische Systemanalyse (IEK-3)

Ansprechpartner:
Prof. Detlef Stolten
Tel.: 02461 61-3076
E-Mail: d.stolten@fz-juelich.de

Dr.-Ing. Freia Harzendorf
Institut für Energie und Klimaforschung, Techno-ökonomische Systemanalyse (IEK-3)
Tel.: 0151-64075918
E-Mail: f.harzendorf@fz-juelich.de

Pressekontakt:
Erhard Zeiss
Tel.: 02461 61-1841
E-Mail: e.zeiss@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 08.06.2022